Neulich im Klettergarten. Eine weitere Anekdote.

Achtung: Dieser Post hat null Informationsgehalt und soll lediglich zur Unterhaltung dienen - und natürlich zur Selbstreinigung.

Ich begrüsse ja die steigende Popularität des Klettersports generell. Aber manchmal macht man sich schon so seine Gedanken. Gestern im Klettergarten Affenfels (Name geändert): Eine Freundin und ich klettern eine etwas schwerere Route. Vier Senioren (Susi, Vreni, Hans und Röbi, Namen geändert) "gesellen" sich zu uns, um sich gleich links und rechts neben unserer Route ihre tägliche Dosis 4a-Toprope zu holen. Bevor sie entsteigen werden akribisch die Sohlen der neuen Kletterschuhe mit einem Lumpen poliert. Ja Ja, diese treppenförmigen 4a-Tritte sind schon recht abgespeckt.

Was dann folgt ist ein sich unendlich lang anfühlendes Non-Gespräch. Susi zu uns: "Ich habe euch überholt beim Zustieg", zu Hans: "Wieso ist es hier so nass - die Sonne hat doch den ganzen Tag geschienen?", Vreni: "Zecken sieht man fast nicht, Hans" "Doch - die saugen sich doch mit Blut voll und werden dann gross" "Ja aber, so lange sollte man nicht warten mit Herausziehen" "Ach ja?", Zu mir: "Ich schau mal in euren Führer", Ich: "ÄHM, klar" "Nein ich bin ja am sichern - sag mir doch schnell wie die Route XY, die ich soeben geklettert habe, bewertet ist", Ich: "5a" "Nein! Das kann nicht sein" "Doch. steht da. Aber die Routen sind oft überbewertet" (ja ich liebe die Ironie), zu mir: "Du meinst wohl unterbewertet? Das ist eher 6b" Ich: "Ratings sind subjektiv" "Nein das glaub ich einfach nicht. 5a. Gopfrdammi. Hätte ich doch nicht gefragt", zu Vreni: "Du Vreni, hast du gehört, dieser Sportler XY ist schwul" "Ach ja?" "JA!!", Vreni: "Du das ist mir egal, so lange er gut ist. Ist ja auch nur ein Mensch", Hans: "Aber weisch, ich meine, ähm. Ja schon. Aber schwul. Mich dünkts langsam, man ist in der Minderheit wenn man nicht schwul ist". Dies nur ein Auszug.

Kleiner Einschub: Hat jemand eine gute Methode solchen Nonsense-Smalltalkern auf nette Weise zu sagen: "Bitte seid einfach still. Ich will einfach in Ruhe klettern und nicht eure uninteressanten Gesprächen anhören müssen?"

Ich meinerseits sage für einmal nichts und klettere lieber. Sowieso: Weg nach oben von diesen Leuten scheint mir die beste Lösung. Am Stand angekommen schallt es rauf (und natürlich nicht von meiner Freundin): "Hats da oben einen Glacéstand? Ich hätte gerne eines. Hö hö hö hö." Ich sage nichts. 10 Minuten später. Ich sichere grad meine Freundin in der selben Route, da lässt Hans Vreni munter über unser Seil ab. Das schlimmste voraussehend muss ich einfach raufrufen: "Das ist nicht die beste Idee" "Was?" "Über unser Seil ablassen" "Warum?" "Seil-auf-Seil-Reibung auf ein sich nicht bewegendes Seil ist nie gut" "Ah OK, ich pendle rüber" (rammt fast meine Freundin). OK. Alles gut.

Wir wandern 100m nach links. Ein Sektor in dem es keine Routen im 4er-Bereich gibt. Und hoffentlich auch kein Vreni und Hans. Nach 2-3 Routen versuchen wir etwas über unserem Limit...ich hänge nach zwei Stürzen sicher schon 10 Minuten in der Crux (wohl ca. 6c/7a) fest und kann sie einfach nicht lösen. Gottseidank gibt es Hans und Vreni, die mir auf ihre Weise klar machen, dass vielleicht genug für heute ist: Die beiden haben fast direkt unter unser Route ein Feuer gemacht. Obwohl "Feuer" leicht übertrieben ist. Zwar sind sie 40 Jahre älter als wir, aber offensichtlich heisst das nicht, dass man auch (noch) weiss, wie man ein richtiges Feuer macht. Jedenfalls sehe ich die Griffe nicht mehr (leicht übertrieben). Und bevor ich nicht mehr atmen kann quere ich über eine leichtere Route raus, rauf zum Stand, sammle alles Material ein lasse mich ab.

Wir blicken nochmals zurück und sehen, wie Hans und Vreni ihre Klöpfer über dem rauchenden Feuer aufwärmen, geschützt unter der dunklen Felswand. 5 Minuten später sind wir aus dem Wald raus und blicken erleichtert in die schöne Abendsonne - und auf die neu eingerichtete Feuerstelle mit Tisch und Bank.